Fashion im Metaverse

Fashion im Metaverse

geschrieben von Annika Krüßmann

Am 24. März 2022 startet die erste Fashion Week – und zwar im Metaverse. Seit einigen Wochen oder auch schon Monaten kursiert das Phänomen „Metaverse“ immer wieder in den Medien – aber was ist das eigentlich und was hat das Metaverse mit Fashion zu tun?


Was ist das – „Metaverse“?

Das Metaverse kann man sich als einen gemeinsamen, virtuellen Raum vorstellen, in dem sich alle Menschen in allen Bereichen des Lebens miteinander vernetzen können. Der Begriff Metaverse an sich fiel bereits 1992 im Science-Fiction-Roman "Snow Crash", aktuell prägt ihn allerdings – passend zur Umbenennung seines Unternehmens – Facebook-Gründer Mark Zuckerberg.

Der Unterschied zum bisherigen Internet besteht darin, dass sich im Metaverse nicht nur das Internet, wie wir es kennen, befindet, sondern auch Elemente aus der realen Welt. Es vereint also die physische mit der virtuellen Welt.

Ähnlich wie in der Realität, in der wir uns selbst und auch physische Gegenstände problemlos von Ort zu Ort bewegen können, soll dieses Prinzip auch in der virtuellen Welt – dem Metaverse – möglich sein. Bisher funktionieren die meisten Anwendungen online nur unabhängig voneinander und Inhalte können nicht so leicht übertragen und integriert werden.

Momentan ist das Metaverse deshalb eher noch Fiktion als Realität. Denn um all diese Funktionen möglich zu machen, braucht es Unmengen an Rechnerleistung, Software, Hardware und Programmierung. Dennoch gibt es mittlerweile einige Anbieter, die sich auf die Erstellung eben solcher Plattformen spezialisiert haben und die Möglichkeit geben, u. a. Veranstaltungen in die virtuelle Realität zu verlegen. Auch wenn diese Übertragung in die virtuelle Welt noch in den Kinderschuhen steckt, entwickelt sich die Technik rasend schnell weiter. 


Was hat Mode mit dem Metaverse zu tun?

Die Verknüpfung zwischen der Realität und der virtuellen Welt besteht im Bereich der Mode schon seit geraumer Zeit – und zwar durch Online Shopping: In der virtuellen Welt kann Kleidung gekauft werden, die anschließend in physischer Form geliefert wird.

Durch das Metaverse verschwimmt diese Grenze nun zunehmend und es gibt bereits erste praktische Umsetzungen: Am 24. März startet nämlich die MVFW, die erste Metaverse Fashion Week auf einer eigens eingerichtet 3D-Plattform. Über vier Tage verteilt können tausende Besucher:innen kostenlos an virtuellen Modenschauen und Vorträgen teilnehmen, Showrooms besuchen und Kleidung von zahlreichen Marken kaufen. Dabei bewegen sie sich in Form ihres eigenen Avatars mit einer digitalen Brieftasche durch die virtuelle Welt der Fashion Week.

Über die entsprechende 3D-Plattform können Besucher:innen in virtuellen Shops digitale Kleidung der vertretenen Marken mit NFTs kaufen und dann direkt an ihrem virtuellen Avatar tragen. Einige Marken bieten auch gegen Aufpreis die Ware in physischer Form an, sodass die entsprechenden Artikel den Besucher:innen in der realen Welt nach Hause geliefert werden.


Welche Chancen und Risiken ergeben sich daraus für die Modebranche?

Gerade in Anbetracht der aktuellen Situation können digitale Welten eine sicherere und gleichzeitig relativ realistische Alternative zu Veranstaltungen vor Ort darstellen. Unzählige Menschen können ganz bequem von Zuhause aus ein Stück Normalität genießen, zumindest in Form eines eigenen Avatars über eine 3D-Plattform.

Allerdings ist es gar nicht so leicht, im Bereich der Mode den Sprung ins Metaverse zu schaffen: Als Marke sind damit nicht nur hohe Kosten verbunden, sondern auch Aufwand für die Programmierung der Wearables, also dem virtuellen Design der Kleidungsstücke. 

Damit stellt sich die Frage, inwiefern kleine und unbekanntere Marken mit weniger Budget ebenfalls die Chance des Metaverse für sich nutzen können. Zwar sind offiziell noch keine Marken bekannt, die an der virtuellen Fashion Week teilnehmen. Dennoch spricht der entsprechende zeitliche und finanzielle Aufwand, den eine solche Teilnahme erfordert, eher dafür, dass  die großen Player teilnehmen werden – wie es leider auch in der realen Welt häufig der Fall ist. Ebenso lassen sich auf Plattformen des Metaverse durchaus Maßnahmen umsetzen, die kleinen Marken den Eintritt erschweren und bewusst von den großen Playern differenzieren, zum Beispiel exklusive Zugänge oder Plätze, die bestimmten Marken vorbehalten sind.

Allein eine Strategie zu entwickeln, um den Sprung ins Metaverse zu schaffen, entspricht realistisch gesehen nicht den Kapazitäten von kleineren Brands, sondern ist ein Privileg von international bekannten Marken mit dem nötigen Kleingeld. 

Auch kann der virtuelle Kauf nicht immer das Kauferlebnis im Geschäft vor Ort ersetzen. Das bezieht sich vor allem auf die persönliche Beratung und den Kontakt, aber auch auf die Sinneswahrnehmung. Denn selbst im dreidimensionalen Raum können wir Menschen die Situation, in der wir uns dann gerade befinden, nicht mit unseren Sinnen wahrnehmen; nicht richtig sehen, riechen, hören und Gegenstände anfassen. 

Dennoch eröffnet das Metaverse viele neue Möglichkeiten und ein relativ realistisches Abbild eines Einkaufserlebnisses. Kleidung in einem Geschäft anzuprobieren, gibt vielen Menschen wieder das Gefühl, alltägliche Dinge zu tun, die eigentlich selbstverständlich, in Zeiten der Corona-Pandemie aber oft nicht möglich waren.

Dadurch wird sich auch ein starker Wandel im digitalen Handel ergeben. Schätzungen zufolge wird der virtuelle Handel mit Mode bis 2030 rund 50 Milliarden Dollar zusätzliche Einnahmen einbringen.   Schon jetzt haben viele Marken – vor allem im Luxussegment – eine Strategie für den Sprung ins Metaverse entwickelt und einige Marken haben bereits auf entsprechenden Plattformen virtuelle Stores eröffnet. 

Gerade in Hinblick auf die 3D-Räume, in denen man sich als Avatar im Metaverse bewegt, gewinnt die Mode im Metaverse zunehmend an Bedeutung: Ähnlich wie im realen Leben achten die meisten Menschen auf ihr Aussehen und ihre Kleidung, wenn sie unter Menschen sind. Als Avatar gibt virtuelle Kleidung den Nutzer:innen die Möglichkeit, sich selbst zu präsentieren. Waren es früher die eigenen Sims, die mit Körper und Kleidung gestaltet wurden, sind es heute die Avatars im Metaverse. 


Fashion im Metaverse – kann das nachhaltig sein?

Auch in Bezug auf das Thema Nachhaltigkeit bringt das Metaverse einige interessante Funktionen mit sich: Durch den Kauf solcher virtueller Kleidung könnten sich Menschen persönlich im virtuellen Raum entfalten. Denkbar wäre, dass sich dadurch der schnelllebige Konsum der Modeindustrie ins Digitale verschiebt und Menschen zunehmend den eigenen Avatar mit virtueller Kleidung ausstatten, anstatt im realen Leben Kleidung in physischer Form zu kaufen. Im besten Fall ließen sich so langfristig nicht nur Überproduktionen vermeiden, sondern auch wertvolle und knappe Ressourcen sparen.

Durch das virtuelle Shopping-Erlebnis können Kleidungsstücke darüber hinaus mittels VR-Tool oder realistischem 3D-Abbild Zuhause betrachtet werden und ermöglichen eine bessere Einschätzung, ob das Kleidungsstück wirklich passt. Darauf basierende Kaufentscheidungen könnten zu weniger Fehlkäufen führen, wodurch sich wiederum Retouren vermeiden ließen. 

Gleichzeitig benötigen digitale Welten immer mehr Rechenleistungen und Server, die wiederum echte Stromfresser sind. Vor allem Krypto-Währungen wie Bitcoin verursachen also Unmengen an CO2-Emissionen. 

Eins steht dabei auf jeden Fall fest: Die Zukunft und die damit einhergehende Digitalisierung halten noch viele Möglichkeiten bereit, um die Modebranche und die Art, Mode zu konsumieren, immer wieder zu verändern. 

 

Photo Credit: REPUBLIQUE

Quellen: 

https://www.br.de/nachrichten/netzwelt/was-ist-das-metaverse,SdzhhpG

https://www.vogue.de/mode/artikel/metaverse-fashion-week

https://www.sueddeutsche.de/kolumne/virtuelle-mode-metaversum-paris-luxuslabel-blockchain-1.5486571

https://www.hausvoneden.de/technology/metaverse-umwelt-nachhaltig/


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